Freitag, 22.09.2023
11:00 - 11:45
Foyer 1. OG
Postergruppe 2
Moderation: Y. Rubin, Jena
Die Poster werden während der gesamten Tagung gezeigt.
Am Freitag zwischen 11:00 und 11:45 Uhr sind die Posterautoren gebeten sich an ihren Postern aufzuhalten, um es mit ein paar erklärenden Worten kurz vorzustellen.
In Zeiten des digitalen Wandels und vor dem Hintergrund der sog. „reflexiven Moderne“ gewinnt die Auseinandersetzung mit neuen digitalen Medien in allen Lebensbereichen und für alle Lebensalter an Bedeutung und es entstehen in der Auseinandersetzung mit digitalen Technologien und Medien Potenziale und Herausforderungen für individuelle Identitätsentwürfe. Die digitale Transformation kann hierbei als ein dynamisierender Faktor für weitere Individualisierungsprozesse verstanden werden.
Der vorliegende Posterbeitrag greift zwei kontrastierende Fälle aus einer laufenden qualitativ-biographischen Längsschnittforschung auf und geht der Frage nach, welche Rolle die individuelle Biographie für den offenen und biographisch verankerten Prozess alltäglicher Identitätsarbeit in der Lebensphase Alter und das damit verbundene Konzept sog. „Patchworkidentitäten“ des Sozialpsychologen Heiner Keupp im Kontext medienspezifisch-partizipativer Lernwelten und technikbezogener Begleitformate spielt Dabei wird dessen These verfolgt, dass Identitätsarbeit eine individuelle Leistung sei, die darlegt, wie individuell subjektive Alltagserfahrungen in einem gestalterisch-multidirektionalen Entwicklungsprozess zu Mustern von Identitäten konstruiert und im Sinne von „Teilidentitäten“ gewinnbringend miteinander verknüpft werden müssen.
Die Fälle sind in ein Dissertationsprojekt eingebettet, das wiederum im BMBF-geförderten Verbundforschungsprojekt „DiBiWohn“ verortet und an der Universität Heidelberg angesiedelt ist. Dabei wird untersucht, ob und inwiefern die Digitalität einzelne Teilidentitäten durchdringt oder sich gar ein „virtuelles Ich“ im Sinne einer eher ganzheitlichen oder fragmentierten Identität herausbildet.
Die beiden vorgestellten Fälle wurden mithilfe der Rekonstruktion narrativer Identität nach G. Lucius-Hoene und A. Deppermann ausgewertet, um die Bedeutung biographischer Kontinuität respektive Diskontinuität, die in der der Narration individueller Biographien aufscheinen, für die Identitätsarbeit und einzelne Identitätsdomänen herauszuarbeiten.
Die beiden Fälle verdeutlichen die Bedeutung technikbezogener Erfahrungen aus der Erwerbs- und Familienbiographie für den Transfer in die Lebensphase Alter, zeigen aber gleichzeitig auf, dass Digitalität als ein Gegenstand individuellen Lernens verstanden werden kann, der einen bedeutsamen Faktor für die narrative Konstruktion des „Selbst“ darstellt.
Fragestellungen: Welchen Einfluss hat die biographische Konstruktion von Alter(n) und Geschlecht aus einer intersektionalen Perspektive auf die Nutzung von Angeboten im Bereich der offenen Altenarbeit und, umgekehrt, welchen Einfluss hat die Nutzung der Angebote auf die biographische Konstruktion von Alter(n) und Geschlecht?
Methodik: Es wurden 13 biographisch-narrative Interviews mit Personen unterschiedlichen Geschlechts und Alter(n)s in NRW, welche Angebote der offenen Altenarbeit nutzen, geführt. Die Interviews wurden anhand der biographischen Fallanalyse nach Rosenthal ausgewertet.
Ergebnisse und Zusammenfassung: Die Ergebnisse zeigen, dass die biographische Konstruktion der Intersektion von Alter(n) und Geschlecht in Biographien erkennbar wird. Geschlecht ist dabei an bestimmte alter(n)sspezifische Ereignisse gekoppelt wie zum Beispiel Ehe und Care Arbeit. Im Lebens(ver)lauf jedoch scheint die biographische Konstruktion von Geschlecht in den Hintergrund zu treten und andere Themen werden relevanter. Insbesondere Alter(n) bzw. alter(n)sbedingte Faktoren wie Erkrankung, Mobilität und Sterblichkeit, gewinnen an Bedeutung.
Im Hinblick auf die Nutzung von Angeboten sind die Nutzungsgründe höchst individuell und an selbst- oder fremdbestimmte Änderungen im Lebens(ver)lauf gekoppelt. Die Intersektion scheint hier einen variablen Einfluss zu haben: Geschlecht wirkt lediglich indirekt, Alter(n) direkt, sodass eher alter(n)sbedingte Faktoren wie Witwenschaft zur Nutzung führen. Umgekehrt betrachtet wirkt sich die Nutzung auch nicht direkt auf die biographische Konstruktion von Geschlecht, wohl aber auf Alter(n) aus, welches hierdurch teils positiver und differenzierter wahrgenommen wird. Die Gründe für die Angebotsnutzung sind selten deckungsgleich mit dem tatsächlichen aus der Nutzung resultierenden Nutzen. So erfahren die Nutzer:innen neben sozialer Teilhabe, weniger Einsamkeit, körperlicher und kognitiver Fitness auch ein Zugehörigkeits- und Sicherheitsgefühl sowie eine Struktur im Alltag.
Insgesamt zeigt sich, dass Geschlecht im Hinblick auf die Nutzung von Angeboten in den Hintergrund zu rücken scheint, Alter(n) hingegen dominanter wird. Als Konsequenz für die Gestaltung von Angeboten im Bereich der offenen (und Sozialen) Altenarbeit würde dies eine Abkehr von (tradierten) Geschlechtervorstellungen und implizierten vergeschlechtlichten Bedarfen bedeuten; hin zu individuellen, biographisch-rekonstruktiven und intersektionalen Betrachtungen.
Ausgehend von dem sozialkonstruktivistischen und performativen Konzept des Doing Age soll gezeigt werden, wie sich im Biografischen Körperliches und Sprachliches in Reproduktion von und in Widerstand zu gewissen Altersvorstellungen bildungsbedeutsam in der Lebensphase des hohen Alters einbetten. Hochaltrigkeit wird oft durch soziale Interaktionen und öffentlich-politische Debatten in binärer Abgrenzung zu ‚jungen Alten‘ als Lebensphase der Abbauprozesse gesetzt. Deshalb ist von Interesse, wie sich selbst als hochaltrig bezeichnende Erwachsene ihr Alter(n) erleben, auf welche Altersbilder sie dabei referieren und wie Themen der Hochaltrigkeit zu einer biografisch relevanten Auseinandersetzung mit dem Selbst, Anderen und der Welt werden.
Die Interviewführung und Auswertung verordnen sich innerhalb der qualitativen, rekonstruktiven Sozialforschung. Es wurden 12 biografisch-narrative Interviews mit Erwachsenen, die sich selbst als hochaltrig bezeichnen (Jahrgänge 1922-1940), durchgeführt sowie Interviewmemos in Anlehnung an ethnografischen Feldnotizen angefertigt. Die Auswertungsmethode orientiert sich an der Dokumentarischen Methode nach Nohl und wird durch das Auswertungsverfahren von Heide von Felden ergänzt, um die Biografien im Horizont von Lern- und Bildungsprozessen sowie in Bezug zur Interaktion im Interview zu rekonstruieren.
Anhand der Interviews soll gezeigt werden, dass biografische Handlungsschemata bei dem Umgang mit dem Alter(n) eine Rolle spielen und darauf hinweisen, anhand welcher Themen und Ressourcen das Altsein bearbeitet wird. Die biografischen Bedeutungen von Aktivität, Stillstand, Zeitlichkeit/Endlichkeit und Hilfsmitteln werfen dabei einen kritischen Blick auf gängige Diskurse des lebenslangen Lernens und beziehen Körperlichkeit im `lernenden Umgang' mit dem Altern ein.
Zusammenfassend zeigt sich Hochaltrigkeit als affirmative oder ablehnende Herstellung im Interviewsetting, in dem sich Narration, Leib/Körperlichkeit, Bewegung, Zeitlichkeit und Performativität von den am Sprechen beteiligten Personen mischen.
Durch die Erprobung und Implementierung neuer Technologien sollen pflegebedürftigen Menschen ebenso wie Mitarbeitenden der Evangelischen Heimstiftung größere Handlungsspielräume eröffnet werden. Unter anderem wurden im Rahmen der Digitalisierungsstrategie Betreuungstablets (BT) eingeführt, die Alltagsbegleitende (ATB) in der stationären Altenpflege bei der Betreuung und Aktivierung der Bewohnenden unterstützen sollen. Die BT bieten neben diversen Apps zur digitalen Kommunikation (u. a. Myo) und Unterhaltung auch die Möglichkeit mit der Media4care-App auf eine Sammlung fachgerechter Inhalte zuzugreifen.
Um die Usability und den Nutzen dieser BT zu evaluieren, wurde im Frühjahr 2023 eine quantitative Studie in 15 stationären Pflegeeinrichtungen durchgeführt. In einer online Befragung (SoSci Survey) wurden ATB und deren Leitungen aus den Einrichtungen, die seit Dezember 2022 BT im Einsatz hatten, befragt. Der Fragebogen beinhaltete unter anderem die Schwerpunkte: Einschätzung der eigenen Technikkompetenz, Benutzerfreundlichkeit und Nutzungshäufigkeit des BT und der verschiedenen Apps. Die deskriptive Analyse der Daten erfolgte mit der Software PSPP.
Insgesamt umfasste die Stichprobe 275 Personen, die Rücklaufquote betrug 11% (n =31).
Zur Bewertung der Nutzerfreundlichkeit wurde die System Usability Scale (SUS) in einer deutschen Übersetzung verwendet. Die Befragung ergab einen SUS-Score von 74%, was eine gute System Usability darstellt.
61% der Befragten gaben an das Tablet ein bis drei Stunden wöchentlich im Einsatz zu haben. Für die Nutzung wurden folgende Gründe genannt: Weil es Spaß macht (50%), es viele verschiedene Beschäftigungs- und Aktivierungsmöglichkeiten bietet (78,6%) und die Arbeit erleichtert (53,6%). Nur ein geringer Teil der Befragten gab dagegen an das BT zur Biografiearbeit (3,6%) und der Kommunikation mit Angehörigen (28,6%) zu nutzen.
Im Allgemeinen können die Inhalte des Tablets sowie die Benutzerfreundlichkeit anhand des SUS-Score als gut bewertet werden. Um die Nutzungshäufigkeit sowie -zwecke zu erhöhen, könnten im Rahmen der Implementierung die Einsatzmöglichkeiten und Potenziale der Tablets bspw. im Hinblick auf den Einsatz im Rahmen von Biografiearbeit stärker herausgearbeitet und vermittelt werden. Die geringe Rücklaufquote könnte dahingehend gedeutet werden, dass das BT noch nicht in die Tagesstruktur der ATB integriert ist und die Implementierung eine gewisse Zeit benötigt.
Das Poster beschäftigt sich mit Schutzarrangements in pädagogischen Settings, anhand derer sich materiell-diskursive Praktiken des un/doing age in den Blick nehmen lassen. Seit dem Jahr 2021 sind Schutzkonzepte in Organisationen der Kinder- und Jugendarbeit gesetzlich vorgeschrieben. Ein rechtlich verbrieftes Pendant in Einrichtungen des höheren Erwachsenenalters gibt es bislang nicht. Gleichwohl kommt es in Einrichtungen beider Altersgruppen immer wieder zu folgenschweren Grenzüberschreitungen und Verletzungen der körperlichen Integrität (vgl. Andresen/Heitmeyer 2012, Willems/Ferring 2014; Schröder 2019). Jenseits der praktischen Ausarbeitung von Schutzkonzepten in pädagogischen Einrichtungen scheint in der erziehungswissenschaftlichen Theoriebildung bisher kaum eine fundierte Auseinandersetzung mit den Ambivalenzen und Implikationen von Schutzprozessen stattgefunden zu haben – und das, obwohl sich damit grundlegende Fragen der pädagogischen Praxis thematisieren lassen. Dazu gehören etwa jene nach dem Verhältnis von Freiheit und Zwang und damit einhergehend die Forderung von Autonomie auf der einen und die Legitimierung paternalistischer Eingriffe auf der anderen Seite.
Das Promotionsvorhaben, das dem Poster zugrunde liegt, reagiert auf diese Forschungslücke und verbindet die grundlegende Auseinandersetzung mit ‚Schutz‘ als Thema in der erziehungswissenschaftlichen Theoriebildung und Praxis mit der Rekonstruktion von Altersnormen und -vorstellungen in schutzbezogenen Diskursen und Praktiken. Dem Projekt zugrunde liegt dabei ein Verständnis von Alter als sozialer Differenzkategorie, die Gesellschaft organisiert und strukturiert.
Nimmt man die Schutzpraktiken und -diskurse der Kindheit und des höheren Lebensalters im Sinne einer ‚Linking Ages-Perspektive‘ (Settersten 2005; Wanka et al. 2022) in den Blick, steht zu vermuten, dass Schutzkonzepte-, diskurse und -maßnahmen altersspezifisch codiert sind und sich durch die Untersuchung von Schutzarrangements Altersvorstellungen und -grenzziehungspraktiken gewinnbringend rekonstruieren lassen. Im Zentrum der Posterpräsentation steht daher die Frage, wie das Verhältnis von Schutz und Bildung in verschiedenen Lebensaltern ausgehandelt wird und wie Alter als Differenzkategorie in Bildungs- und Präventionsprogrammen sowie durch schutzbezogene Raum-Artefakt-Körper-Arrangements situativ relevant bzw. irrelevant gesetzt wird.
Nur wenn AdressatInnen den Fachkräften der Sozialen Arbeit zuschreiben, ihnen in ihrer Problemsituation helfen zu können, kann soziale Beratung ihre gewünschte Wirkung entfalten. Auf diese Zuschreibung dürfte das Lebensalter der Fachkräfte, insbesondere im Vergleich mit dem eigenen Alter einen Einfluss haben.
Bislang gibt es in der Alternsforschung wenige Studien, die Hinweise darauf geben, dass Fachkräfte sich über Altersunterschiede und ihre Generationenzugehörigkeit bewusst sein müssen, um professionell handeln zu können. Doch welche Auswirkung ein Altersunterschied von 10 oder mehr Jahren zur Fachkraft auf die Wahrnehmung der AdressatInnen hat, ist bislang nicht untersucht.
In einer qualitativen Studie wird dieser Frage mit Interviews und Gruppendiskussionen in verschiedenen Feldern Sozialer Arbeit nachgegangen.
Das Poster stellt die theoretischen und empirischen Grundlagen der Studie vor.
Fragestellung: In Deutschland sind 2022 über 1,8 Millionen Menschen an einer Demenz erkrankt, Tendenz steigend (DAlzG 2022). Haltung beeinflusst die Qualität in der Pflege sowohl für Klient*innen als auch Pfleger*innen (Ruppert 2016). Mit Hilfe des Demenz Balance-Modells© ist es möglich, sich in die Lage von Menschen mit Demenz zu versetzen (Klee-Reiter). Es stellt sich die Frage, ob eine positive Veränderung der Haltung in der Pflege durch den Einsatz des Demenz Balance-Modells © möglich ist.
Methodik: Um die Wirksamkeit des Demenz Balance-Modells © zu evaluieren, wurden insgesamt sieben Multiplikatorinnen, die mit dem Modell Mitarbeiter*innen und Ehrenamtliche in der Pflege und Betreuung schulen, mittels eines leitfadengestützten Interviews befragt. Die Interviewtranskripte wurden in Anlehnung an die induktive Kategorienbildung nach Mayring ausgewertet. Es wurden drei relevante Kategorien ermittelt: Erleben, Verstehen & Handeln. Ein weiterer Fokus liegt auf der Bedeutung des person-zentrierten Ansatzes sowie der Haltung.
Ergebnisse: Das Demenz Balance-Modell © ermöglicht einen Perspektivenwechsel. Das eigene Erleben der demenzbedingten Verluste führt zu einer Erhöhung des Verständnisses von Menschen mit Demenz. Die Multiplikatorinnen beschreiben, dass eine Haltungsveränderung und damit einhergehend eine Hinwendung zur Ressourcenorientierung in der demenziellen Versorgung möglich ist. Die ganzheitliche Wahrnehmung von Menschen mit Demenz sowie die person-zentrierte Haltung wird bei Schulungsteilnehmer*innen gestärkt.
Fazit: Die Haltung in der Begleitung von Menschen mit Demenz kann durch den Einsatz des Demenz Balance-Modells© positiv beeinflusst werden. Bedingt durch die Verständniserhöhung ergibt sich eine person-zentrierte Haltung bei den Fachkräften in Pflege und Betreuung. Letztlich verändert sich der Umgang mit der Personengruppe.
Thema und Fragestellung: Ist Clusterwohnen (CW) tatsächlich ein zukunftsträchtiger Wohntyp gerade auch für Ältere? Für ein selbstbestimmtes Balancieren von Wünschen nach Gemeinschaft einerseits, individueller Lebensführung andererseits? CW verbindet Elemente der klassischen Wohngemeinschaft und konventionellen bzw. Hausgemeinschaftswohnformen – gemeinschaftsorientierter als letztere, aber mehr Rückzugs- und Individualsphäre als die WG. Wie wird das umgesetzt, wie funktioniert es faktisch? Mehrere private Cluster sind zu einem gemeinsamen Großwohnung zusammengeschaltet, haben aber je ein eigenes Bad und ggf. je eine Miniküche. Rasch steigend gibt es mehrere Dutzend Umsetzungen im D-A-CH-Raum.
Die Forschungsfragen
Methode: Der Beitrag hat eine mehrdimensionale Basis. (1) Ergebnisse eigener qualitativer Intensivinterviews sowie teilnehmender Beobachtungen und Fokusgruppengespräche einer Fallstudie (mit ETH Zürich), (2) semi-systematischer Literaturreview zur D-A-CH-Forschung zu Clusterwohnen, (3) partizipative Forschungsansätze im Kontext einer Genossenschaft in D-Tübingen in der mehrjährigen Planungsphase, (4) eine konzeptionelle Analyse der Dimensionen der Wohn-Typologie.
Ergebnis+Schlussfolgerung: CW bietet sowohl mit Bezug auf Hardware und Konzepte, als auch die empirischen konkreten Aneignungsformen eine große Vielfalt. Mit Bezug auf Ältere zeigt die Empirie, dass die initiale Entscheidung für konkreten Umzug in solche Gemeinschaftswohnformen hohe Hürden aufweist – sowohl im Erstbezug wie auch in Nachrekrutierungsprozessen im Bestand. Wo Ältere tatsächlich in Clustergemeinschaften leben, gibt es die ganze Bandbreite: von außerordentlich hoher Wohnzufriedenheit bis zu Gruppen mit hoher Fluktuation, Rückzug und Konflikt. Die Bedingungen von CW müssen besonders sorgfältig gestaltet und ggf. initial moderiert werden. Die Gemeinschaftsorientierung macht die Wohnform teils vulnerabler, bei guten (Gruppen-)Settings dagegen wird sie sehr positiv bewertet. Die Überlegenheit zu klassischen WG´s ist deutlich.
Der Beitrag diskutiert systematische, konzeptionelle und empirische Ergebnisse umgesetzter Beispiele, um für künftige Projektentwicklungen zu lernen.
Thema und Fragestellung: Insbesondere in der Schweiz sind u.a. nach dem Neustart-CH-Modell mehrere große Hausprojekte bis hin zu Quartieren mit bis zu 1.300 Bewohnenden neu entstanden. In erstaunlichem Maß scheinen sie das Potenzial zu haben, fast alle Dimensionen des WHO-Modells zu erfüllen. Und völlig selbstverständlich dessen Orientierung an Normalität, Design for all sowie möglichst wenig diskriminierenden Sondersettings einzulösen. Welche Dimensionen werden hier wie adressiert – von Mobilität über Partizipation und Teilhabe bis zu Caring Communities? Welchen Einfluss haben die vielfältigen innovativen Wohntypologien mit ihrer Lebenslaufflexibilität und Gemeinschaftsorientierung, die gesteuerte soziale und Generationenmischung, die hohe urbane Dichte und Nutzungsmischung, das partizipative Vorgehen? Sowie die umfangreiche soziale Infrastruktur mit Commons und Sharing, mit Zeittauschelementen, integrierten Gesundheits- und Care-Bausteinen?
Methode: Kritische Konzeptanalyse der Neustart-Quartierskonzepte unter Einbezug vorhandener Konzeptionen, Modelldarstellungen, empirischer Untersuchungen der bestehenden Quartiere im Kontext aktueller Paradigmen alternstauglicher Quartiers-, Wohn- und Stadtentwicklungskonzepte.
Ergebnis+Schlussfolgerung:
Der Vortrag bezieht die neuen Stadtteilprojekte auf die aktuellen Konzepte für alternstaugliche Städte – u.a. WHO-Agefriendlyness, Gesunde Stadt, 15-Minutenstadt, Quartiersparadigma. Sind sie tatsächlich eine Blaupause für Gut-Älter-Werden-Stadtteile? Eine Art Retortenstadt, aber unter völlig anderen Vorzeichen und mit faszinierendem Potenzial für Alternstauglichkeit?