Donnerstag, 21.09.2023
16:30 - 18:00
Raum Q110
E06
Erwerbstätigkeit, Engagement
Moderation: J. Simonson, Berlin
Hintergrund: In der Literatur wird freiwilliges Engagement im späteren Leben sowohl für den Einzelnen (z. B. subjektives Wohlbefinden) als auch für die Gesellschaft (z. B. sozialer Zusammenhalt) als gewinnbringend diskutiert. In diesem Beitrag wird die Messung des freiwilligen Engagements um die Absicht, sich freiwillig zu engagieren, erweitert und in einer Längsschnittperspektive untersucht.
Daten/Methoden: Die Daten stammen aus vier Wellen des Deutschen Alterssurveys (2008, 2011, 2014, 2017) mit 2.382 Personen der Jahrgänge 1923-1969. Die abhängige Variable ist die selbst wahrgenommene Verbundenheit mit der Freiwilligenarbeit, die durch eine Kombination aus tatsächlichem und beabsichtigtem freiwilligen Engagement dargestellt wird. Lineare Hybridmodelle und Modelle mit festen Effekten untersuchen Veränderungen bei Gesundheit, Netzwerkgröße, Häufigkeit der Kirchenbesuche, Beschäftigungsstatus, Partnerschaft und Pflegeaktivitäten. Weitere Between-Effekte werden anhand der zeitinvarianten Indikatoren Geschlecht, Migrationshintergrund, Bildung und Geburtskohorten gebildet.
Ergebnisse: Veränderungen im Gesundheitszustand, in der Größe des Netzwerks und in der Häufigkeit der Kirchenbesuche haben sich als positive, signifikante Between- und Within-Effects erwiesen. Insgesamt sind die Between-Effekte größer als die Within-Effekte. Weitere bedeutsame Between-Effekte werden nach Geschlecht, Bildung, Migrationshintergrund und teilweise nach Geburtskohorten festgestellt.
Diskussion: Die Absicht zu einer Aufnahme bzw. zur Ausweitung des freiwilligen Engagements erscheint als sinnvolle Erweiterung der Perspektive auf das Phänomen „Freiwilligenarbeit“. Gesundheit, Netzwerkgröße und Häufigkeit der Kirchenbesuche können als kausale Einflüsse auf die selbst wahrgenommene Verbundenheit mit dem Engagement in der zweiten Lebenshälfte angesehen werden. Signifikante Befunde unter den Kontextvariablen (insbesondere Geschlecht, Migrationshintergrund und Bildung betreffend) lassen auf eine Polarisierung im Freiwilligenbereich schließen. Die niedrigen Varianzen der Längsschnittindikatoren deuten eher auf Kontinuität als auf Wandel hinsichtlich des Engagements in der zweiten Lebenshälfte hin
Hintergrund und Fragestellung: In der Gesellschaft wird freiwilligem Engagement eine hohe Bedeutung beigemessen, da es einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen leisten kann (vgl. BMFSFJ 2017, S.7f). Gerade in Anbetracht des wachsenden Pflege- und Sorgebedarfs (vgl. Rothgang & Müller 2021, S. 183) erfolgt daher auch eine zunehmende Thematisierung im Pflegekontext (vgl. Klie 2018, S.55-74). Trotz der zugeschriebenen hohen Bedeutung liegen nur wenig belastbare Daten vor, sodass Altenhilfe ein empirisch vernachlässigtes Feld darstellt (vgl. Zentrum für Qualität und Pflege 2015, S. 113). Das Dissertationsprojekt möchte diese Datenlücke schließen und das freiwillige Engagement in Einrichtungen der stationären Altenpflege auf der Mesoebene näher beleuchten. Dabei stehen folgende untersuchungsleitende Fragestellungen im Zentrum: Welche Bedeutung wird freiwilligem Engagement in den Einrichtungen der stationären Altenhilfe beigemessen? Welche konzeptionellen Grundlagen und organisatorischen Rahmenbedingungen haben sich innerhalb der Einrichtung herausgebildet? Welche Bedingungen fördern bzw. hemmen das Engagement? Im Rahmen des Beitrags werden erste Ergebnisse des noch laufenden Forschungsvorhabens vorgestellt und diskutiert.
Methodik: Zur Beantwortung dieser Fragen wurden insgesamt 20 leitfadenbasierte Experteninterviews mit Einrichtungsleitungen stationärer Altenpflegeeinrichtungen und Ehrenamtskoordinator*innen geführt. Außerdem fanden zwei Gruppendiskussionen mit insgesamt 12 ehrenamtlich Engagierten aus dem Bereich der stationären Altenhilfe statt. Darüber hinaus soll eine Dokumentenanalyse erfolgen und Konzepte und Leitbilder der Einrichtungen ausgewertet werden. Zum aktuellen Zeitpunkt findet die Auswertung der erhobenen Daten statt, welche mittels qualitativer Inhaltsanalyse in Anlehnung an Kuckartz mit Hilfe der Analysesoftware MAXQDA erfolgt.
Ergebnisse: Die vorläufigen Ergebnisse der Untersuchung deuten darauf hin, dass dem freiwilligen Engagement in den stationären Einrichtungen eine hohe Bedeutung zukommt. Es zeigt sich, dass die Einrichtungen im hohen Maße auf das Engagement von Freiwilligen angewiesen sind. Allerdings berichten die Mitarbeitenden von organisatorischen Herausforderungen bei der Gewinnung und Begleitung von freiwillig Engagierten, wobei insbesondere der Mangel an personellen, zeitlichen und finanziellen Ressourcen genannt wird.
Der Übergang in die Rente stellt einen wichtigen Einschnitt im Lebensverlauf dar. Der Zeitpunkt des Ausstiegs aus dem Erwerbsleben hängt dabei nicht nur von institutionellen Rahmenbedingungen ab, sondern auch von individuellen Ausstiegsplänen von Arbeitnehmer*innen in der zweiten Lebenshälfte. Diese variieren hochgradig zwischen Individuen und hängen beispielsweise mit beruflicher Situation und gesundheitlichem Status zusammen.
Durch die Covid-19-Pandemie könnte es in Hinblick auf die individuellen Planungen zum Übergang in den Ruhestand zu einer Verschiebung von Prioritäten gekommen sein (z. B. durch die stärkere Bewusstwerdung um die Endlichkeit des eigenen Lebens), dies könnte zu einer Veränderung von Ruhestandsplanungen geführt haben. Darüber hinaus hat die Pandemie die Arbeitsmarktsituation einzelner Beschäftigungsgruppen – zumindest temporär - verschlechtert. Auch vor diesem Hintergrund ist es denkbar, dass Personen in der zweiten Lebenshälfte ihre Planungen zum Ruhestandsübergang angepasst haben.
Der Beitrag betrachtet Veränderungen der Planungen zum Erwerbsausstieg von Menschen in der zweiten Lebenshälfte im Zuge der Corona-Pandemie. Datengrundlage sind die Erhebungswellen 2014, 2017 und 2020/21 des Deutschen Alterssurveys (DEAS). Anhand von fixed effects Panelregressionen wird untersucht, welche Veränderungen der individuellen Planungen zum Ruhestandseintritt sich zeigen, welche Einflüsse Veränderungen in der beruflichen sowie der gesundheitlichen Situation haben und wie sich diese zwischen verschiedenen Gruppen unterscheiden.
Erste Ergebnisse zeigen eine Erhöhung des geplanten Übergangsalters. Hierfür erweisen sich unter anderem Veränderungen in der Bewertung der Arbeitssituation als bedeutsam, wobei Verbesserungen in der Bewertung zu einem höheren geplanten Übergangsalter beitragen
Die Befunde zur Entwicklung von Rentenübergangsplänen können dazu beitragen, mögliche zukünftige Problemgruppen mit niedrigeren Rentenanwartschaften aufgrund eines früheren geplanten Renteneinstiegs zu identifizieren.
Fragestellung: Die Studie untersucht die Übergänge und Kontinuitäten zwischen Erwerbstätigkeit und familienbezogenen Sorgearbeiten bei älteren Erwachsenen in Deutschland sowie die Frage, wie diese auf der Grundlage der Rollentheorie klassifiziert werden können.
Methodik: Drei Wellen der Studie „Transitions and Old Age Potential“ (TOP) mit 1.739 Befragten im Alter von 54 bis 70 Jahren zu Studienbeginn im Jahr 2013 wurden verwendet. Um die Übergänge zwischen Erwerbstätigkeit und Sorgearbeiten zu beschreiben, wurden drei Indikatoren der durchschnittlichen wöchentlichen Stundenzahl die für bezahlte Arbeit, für die Betreuung eines eigenen Kindes oder Enkels oder für die Pflege eines Familienmitglieds aufgewendet wird, herangezogen. Diese Indikatoren gingen zunächst in drei querschnittliche Latent Profile Analyses (LPAs) ein. Die Übergänge zwischen den hierbei identifizierten latenten Klassen wurden dann mit loglinearen Analysen im Längsschnitt untersucht und die Sequenzen anhand folgender Typen klassifiziert: „Gering Engagierte“, „Rückzug von Tätigkeiten“, Rollenkontinuität“, „Rollensubstitution“, „Rollenvolatilität“ und „Rollenextension“.
Ergebnisse: Die LPAs konnten in den ersten beiden Wellen jeweils vier und in der letzten Welle drei Klassen von Tätigkeiten identifizieren. Die loglinearen Analysen zeigen im Längsschnitt, dass die „Gering Engagierten“ mit 27,9% der Stichprobe die größte Sequenz bilden. Ein Rückzug vom Arbeitsmarkt ohne die Aufnahme einer familialen Sorgearbeit sind bei 15,9% der Befragten zu beobachten. Eine Rollenkontinuität zeigt sich mit 9,9% am häufigsten als durchgehende Erwerbstätigkeit ohne familiale Betreuungs- oder Pflegetätigkeit. Eine Rollensubstitution findet am häufigsten in Form der Aufnahme einer Pflegetätigkeit in Welle drei statt, die auf eine Verringerung der Erwerbstätigkeit folgt (n=194, 11,2%). Bei der Rollenvolatilität handelt es sich um einen heterogenen Typus, der durch eine Vielzahl von Sequenzen repräsentiert wird. Eine Rollenextension findet bei 5,3% der Stichprobe in Form der Aufnahme einer familialen Sorgearbeit in Welle drei statt (n=92).
Schlussfolgerung: Die Analyse verdeutlicht die Vielfalt von Übergängen zwischen Erwerbstätigkeit und familialen Sorgearbeiten bei älteren Menschen in Deutschland. Maßnahmen zur Förderung der Vereinbarkeit von familialen und arbeitsmarktbezogenen Tätigkeiten im höheren Erwachsenalter sollten daher die Differenziertheit von Übergängen und Kontinuitäten berücksichtigen.